„Worüber haben wir gesprochen bevor es Corona gab?“ Diesen Satz habe ich in letzter Zeit oft, -meistens als Witz verpackt- gelesen und gehört. Corona ist aktuell aus keiner Zeitung, Talkshow oder Diskussion wegzudenken. Denn Corona bestimmt den Alltag von uns allen. Niemand hätte im November 2019 geglaubt, wie unser gesellschaftliches Leben sich innerhalb eines halben Jahres verändern wird. Jeden Tag gibt es neue Entscheidungen von gewaltigem Ausmaß, welche wirklich alle Menschen betreffen. 

Man sollte auch nichts anderes erwarten, wenn man sich einmal die fatalen Auswirkungen eines Nichthandelns vorstellt: Allein in Deutschland gäbe es Millionen Coronainfektionenund das Gesundheitssystem wäre massiv überlastet. Mit fatalen Konsequenzen: überlastete Ärzt*innen und Pfleger*innen müssten entscheiden, welche ihrer Patient*innen ein Beatmungsgerät erhalten, Massengräber und Kühlwägen müssten Abhilfe für die vielen Verstorbenen leisten. Von den Existenzängsten und den sozialen Folgen gar nicht erst zu reden.  

Mit dieser Erwartung, dass gegen Krisen alles in Bewegung gesetzt wird, wird man in Bezug auf die Klimakrise bitter enttäuscht. Sie ist nicht so plötzlich und unerwartet gekommen. Trotzdem bedroht die Klimakrise genauso jeden und jede Einzelne*n.  

Die Klimakrise handelt nicht (nur) von schmelzenden Gletschern, ertrinkenden Eisbären und untergehenden Inseln irgendwo weit, weit weg von uns. Sie betrifft uns alle, denn langfristige Ernteausfälle, unerträgliche Hitzesommer und Milliarden Menschen, die ihre Heimat verlieren, gehen auch nicht an Deutschland vorbei. 

Doch so muss es nicht kommen. Wir können jetzt das Ruder herumreißen und radikal umsteuern. Gerade sehen wir, dass sowas möglich ist. Und es gibt noch eine gute Nachricht: Die Klimakrise ist nicht so unerforscht wie das Corona Virus, gegen die Klimakrise kennen wir schon wirksame Schutzmaßnahmen. Und die bedeuten nicht, dass das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben eingeschränkt wird, sondern -im Gegenteil- verbessern sie unser Stadtbild.  

Auf bisher ungenutzten Dächern wird Energie gewonnen, ökologische Gebäude prägen das Stadtbild, auf breiten Fahrradwegen kommt man sicher quer durch die Stadt und es gibt überall grüne Aufenthaltsmöglichkeiten anstatt zugeparkter Straßen.

Aktuell sieht es insgesamt leider anders aus: Wir zerstören wissentlich ganze Ökosysteme und damit auch unsere eigene Lebensgrundlage, weil es kurzfristig gewinnbringend ist und weil ein nachhaltiger Lebensstil wirkungslos und anstrengend scheint. Wir müssen das System so anpassen, dass Nachhaltigkeit rentabel wird, die Norm wird, dass alle sehen, dass eine nachhaltige Gesellschaft unsere Lebensqualität verbessert. 

Vor Corona haben wir angefangen, ernsthaft über das Klima zu sprechen. Wir erleben nicht einfach eine Klimaerwärmung, sondern eine Krise. Das bedeutet im Moment, dass wir mehreren gewaltigen Krisen entgegenstehen. Und wir müssen -auch jetzt- echten Klimaschutz umsetzen.