Ich bin Medizinstudentin und arbeite zur Zeit im Krankenhaus.

In der momentanen COVID-19 Krise wird mir ziemlich bewusst auf welchem Fundament unsere Gesellschaft gebaut ist. Ich merke, systemrelevante Berufe sind vor allem unterbezahlt und überarbeitet.
Es werden Medizinstudierende eingesetzt um die Lücke zu füllen, die jahrelang systematisch offen gehalten worden ist. Studierende arbeiten in einem Beruf, für den sie eigentlich eine Ausbildung zusätzlich Fortbildung absolviert haben müssten. Es gibt zwar eine große Initiative von Personal- und Einzelpersonen, aber auch von der Klinik, um in der momentanen Situation zu unterstützen. Jedoch wird meiner Meinung nach zu wenig kompetente Unterstützung vom Staat geleistet. Dies merkte man am Anfang vor allem an der Situation der Beschaffung der Schutzkleidung. Für viele ist diese besonders beängstigend, da man als freiwillige Helfer*in teilweise Gefahr läuft ohne Schutzkleidung zu helfen. Natürlich ist dies eine Situation auf die sich kaum eine Politiker*in ordentlich vorbereiten konnte. Jedoch frage ich mich, warum gerade in solchen Politikfeldern Menschen arbeiten, die selber keine Kenntnisse von dem Themengebiet besitzen…

Mein Studium und der Schulunterricht vieler Kinder findet online statt. Dadurch rückt das verstehen des Stoffes in den Hintergrund.
Es werden die bestehenden sozialen Ungleichheiten ausgebaut, durch zum Beispiel dem ungleichen Zugang zu Materialien oder technischen Hilfsmitteln.

Eine weitere Frage drängt sich jetzt in den Vordergrund: Was ist mit den Studierenden, die jetzt gegebenenfalls ein Semester länger machen müssen, die Eltern dies aber finanziell nicht unterstützen können. Die Lösungsvorschläge betreffen meist nur die jetzige Situation und sind nicht langfristig ausgelegt.

Meiner Meinung nach brauchen wir dringend elternunabhängiges BAfög um die gleiche Ausgangslage für alle zu schaffen!

Nach den momentanen Lockerung kommt voraussichtlich die Gewissheit, dass wir wieder weiter steigende Zahlen haben werden.
Bei der Umsetzung der Lockerung ist ein Alleingang der Politik ohne Rat der Virologen fahrlässig. Leider geschieht dies in vielen Bundesländern. Das ist meiner Meinung nach kontraproduktiv und gefährlich.

Um der Verwirrung der Bevölkerung entgegen zu wirken, wünsche ich mir eine einfache Erklärung der Zahlen des RKIs (Robert Koch Instituts), die für jeden verständlich ist.
Gut finde ich, dass nun der Fokus auf die Virologie gesetzt wird. Da stellt sich die Frage, warum eigentlich normale Hygienemaßnahmen wie z.B. Händewaschen nicht ohnehin alltäglich propagiert und von uns durchgeführt werden.

Dafür sollten Politiker Vorbilder sein und zumindest wissen, wie man einen Mund-Nase-Schutz im Krankenhaus zu tragen hat!